E-Mail ist weiterhin der wichtigste Angriffsvektor für Cyberkriminelle.
Nicht, weil Unternehmen ihre Systeme schlecht schützen – sondern weil sich die Angriffe fundamental verändert haben.
Viele Sicherheitskonzepte basieren noch immer auf Annahmen, die 2025 schlicht nicht mehr zutreffen.
Dieser Blog zeigt, warum klassische E-Mail-Sicherheit an ihre Grenzen stößt – und weshalb Unternehmen umdenken müssen.
1. Das Grundproblem: E-Mail-Sicherheit denkt technisch – Angriffe sind psychologisch
Historisch war E-Mail-Sicherheit ein technisches Thema:
- Malware erkennen
- schädliche Anhänge blockieren
- bekannte Absender filtern
Das funktionierte, solange Angriffe technisch auffällig waren.
Heute ist das Gegenteil der Fall.
Moderne Phishing-Mails:
- enthalten keine Malware
- nutzen legitime Cloud-Dienste
- kommen von real existierenden oder kompromittierten Absendern
- umgehen klassische Signatur- und Reputationsprüfungen problemlos
➡ Die Mail ist technisch „sauber“. Der Schaden entsteht erst durch die Handlung des Empfängers.
2. Warum Filter immer häufiger versagen – selbst bei guter Konfiguration
Viele Unternehmen investieren erheblich in ihre E-Mail-Sicherheitslösungen – und sind trotzdem betroffen.
Nicht wegen schlechter Produkte, sondern wegen falscher Erwartungen.
2.1 Legitimer Inhalt ist das neue Problem
Angriffe nutzen heute:
- OneDrive-, Dropbox- oder Google-Links
- HTML-Mails ohne Anhänge
- weitergeleitete Inhalte aus kompromittierten Postfächern
Für Filtersysteme sind diese Mails nicht eindeutig bösartig.
➡ Was legitim aussieht, wird zugestellt.
2.2 Geschwindigkeit schlägt Erkennung
Phishing-Kampagnen werden heute:
- automatisiert erzeugt
- in hoher Frequenz verändert
- gezielt auf einzelne Organisationen zugeschnitten
Blacklist-basierte Systeme laufen dieser Dynamik hinterher.
3. Der eigentliche Angriffsvektor ist nicht die Mail – sondern die Entscheidung
Cyberangriffe 2025 zielen nicht auf Softwarefehler.
Sie zielen auf menschliche Routinen.
Typische Auslöser:
- Zeitdruck („Bitte heute noch freigeben“)
- Autorität („Anweisung der Geschäftsführung“)
- Routine („Dokument anzeigen“)
- Kontext („passt gerade zur aktuellen Aufgabe“)
Diese Mails sind nicht offensichtlich falsch.
Sie sind absichtlich plausibel.
➡ Der Klick ist keine Unachtsamkeit, sondern eine vorhersehbare Reaktion.
4. Warum „mehr Technik“ das Problem nicht löst
Viele Unternehmen reagieren reflexartig:
- mehr Filter
- schärfere Regeln
- restriktivere Policies
Das führt selten zum gewünschten Effekt.
Zu strenge Filter:
- blockieren legitime Kommunikation
- erhöhen Frustration
- werden umgangen (private Geräte, Weiterleitungen)
Zu lasche Filter:
- lassen Angriffe durch
- vermitteln falsche Sicherheit
➡ Technik kann unterstützen – aber sie kann keine Entscheidungen treffen.
5. E-Mail-Sicherheit muss heute anders gedacht werden
Wirksame E-Mail-Sicherheit 2025 basiert auf drei klaren Säulen:
5.1 Technischer Schutz als Basis, nicht als Allheilmittel
Moderne Lösungen müssen:
- Inhalte kontextuell analysieren
- URLs dynamisch bewerten
- auch legitime Dienste kritisch betrachten
Technik reduziert Risiko – sie eliminiert es nicht.
5.2 Sensibilisierte Mitarbeitende als aktive Schutzinstanz
Mitarbeitende sind:
- der letzte Kontrollpunkt
- gleichzeitig das Hauptziel
Ohne regelmäßige, realistische Sensibilisierung bleibt jede technische Lösung unvollständig.
5.3 Klare Prozesse für kritische Situationen
Entscheidend sind einfache Regeln:
- Zahlungs- und Datenfreigaben nie allein
- klare Meldewege für verdächtige Mails
- kein Handeln unter künstlichem Zeitdruck
➡ Prozesse fangen Fehler ab, bevor sie zum Vorfall werden.
Fazit: Klassische E-Mail-Sicherheit schützt vor gestrigen Angriffen
Die Bedrohungslage hat sich verschoben:
- weg von Malware
- hin zu Identitätsmissbrauch
- weg von Technik
- hin zum Menschen
Unternehmen, die E-Mail-Sicherheit weiterhin ausschließlich technisch denken, werden auch 2025 überrascht werden.
Wirksamer Schutz entsteht dort, wo Technologie, Mensch und Prozesse zusammenwirken – nicht isoliert.
